
(Definition in einem Katzenforum)
Fertig lustig. Jetzt schreib ich ein Buch. Ein Enthüllungsbuch. Die ganze Welt soll erfahren, wie es wirklich ist: schmutzig. Dann ist fertig mit Jööö! Herzig! Den Titel hab ich schon: «Die Wahrheit über Katzen». Ich hab ja jetzt auch wieder eine. Nach zehn Jahren Abstinenz trat im November ein weisses, flauschiges Etwas in mein Leben: Bibi.
An einem regnerischen Nachmittag chattete ich ein bisschen mit Katja R. aus Z. Aus Gründen, die ich jetzt auch nicht mehr weiss, schickte sie mir ein Foto ihres Katers: Ein 9-Kilo-Langhaar-Wonneproppen namens Wuschel. Ich öffnete ein zweites Browserfenster, gab tutti.ch ein und den Suchbegriff «Katze gratis».
Es ploppte ein Foto auf: «Heilige Birma, 16-Jährig, sehr zutraulich, sucht neues Zuhause. Vielleicht bei älterer Dame.» Ich rief sofort an. Das war um 15 Uhr.
Um 15.14 bekam mein Bruder ein WhatsApp: «HiBroNehmeschnellDeinAutoNotfallSorrySis». Um 17 Uhr sassen 2,7 Kilo Weissflausch auf meinem Sofa. Einen Namen hatte sie laut Vorbesitzerin nicht, war aber durchgeimpft, entwurmt und machte sich nichts aus Freigang. Ich nannte sie Bibi. Zürich-Oerlikon schien mir zu lang, ebenso Oberengstringen, wo sie herkam.

Ich war entzückt. Ich war glücklich. Ich überhäufte das Katzenvieh mit Zärtlichkeiten, Whiskas in Gelee und Feinifeini-Leckerlizeugs. Etwas davon bekam ihr nicht. Um drei Uhr morgens wachte ich auf, weil etwas in mein Ohr schnurrte. Glücklich drückte ich Bibi an mich – und nahm einen unangenehmen Geruch wahr. Ich machte Licht. Und löschte es augenblicklich wieder in der Hoffnung, es handle sich um einen Traum. Bibi hatte Durchfall gehabt. Und die Hälfte hing noch an ihrem Hintern.
Mir blieb nichts anderes übrig, als das Bett, das ich abends frisch bezogen hatte, erneut frisch zu beziehen, die Flecken notdürftig auszuwaschen, das Katzenkistchen plus die Badezimmerwand zu reinigen und Bibi mit einem nassen Lappen hinterherzurennen, um ihr den Hintern zu putzen.
Dieses Spektakel wiederholte sich so alle zwei, drei Tage. Für 280 Franken erfuhr ich vom Tierarzt («Hi Bro, nehme schnell dein Auto, Notfall …»), dass sich Bibi bester Gesundheit erfreute und sich wohl einfach an mich, anderes Futter und eine neue Umgebung gewöhnen musste.

Damit sich das Kätzchen tagsüber nicht so alleine fühlt, verbrachte Mister G. vom 3. Stock in der ersten Woche seine Mittagspausen in meiner Küche. Er liebt Katzen. Er betet sie an. Wenn er Bibi sieht, verfällt er in Falsett: «Jöööö! Heeerzigs chliiis Cheeeetzliiiii!». Er ist gebürtiger Thurgauer.
Bibis Darmtätigkeit wurde zum Fixstern meines Denkens und ich Stammkundin im Qualipet. Dort entdeckte ich, dass es Feuchttücher für Katzen- und Hundehintern gibt. Dazu kaufte ich im Migros eine Grosspackung feuchte Bodenwischtücher und kürzte die Feinifeini-Leckerli-Rationen drastisch. Als Bibi schlief, stutzte ich ihr mit einer abgerundeten Nagelschere hintenrum das Fell.
Tatsächlich kehrte ein bisschen Ruhe ein. Mittlerweile liegt sie neben mir auf dem Sofa, wenn ich fernsehe, latscht mir durch die Wohnung hinterher und weckt mich nicht mehr morgens um drei, weil sie frisches Futter will, sondern erst um fünf. Ich liebe Bibi über alles.
Vorgestern träumte ich, sie habe sich in der Waschmaschine versteckt und sei versehentlich mitgewaschen worden. 60 Grad, Bunt. Sie entstieg der Trommel mit zerzaustem, rosa verfärbtem Fell und konnte sprechen: «Ich lebe! Ich lebe!» piepste sie und hüpfte herum. Dann schaute sie mich an und sagte: «Ich möchte Fressen. Aber nicht dieses labrige Rindszeugs. Gerne etwas mit Fisch.»
Mich irritierte nicht, dass sie sprechen konnte. Mich irritierte ihr Thurgauer-Dialekt. Mister G., wir müssen reden.
Sooo lustig und herzig! Wiedermal eine tolle Geschichte, Kompliment!
Meine zwei süssen Katzen vermisse ich sehr, bin grad nicht bei ihnen, schluchz… Was das Gewicht angeht wiegen sie zusammen 15kg – eine ist deutlich runder, aber ich will keine diskriminieren!