Auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele ersticht Tosca gerade den schurkischen Polizeichef Scarpia, während in den Kulissen 007 und die Bösen der Quantum-Gruppe versuchen, sich gegenseitig abzumurksen. Der Brüller ist aber, was für das Kino-Publikum nicht sichtbar während des Drehs von «Quantum of Solace» abging.
Zufällig weiss ich, dass es bei den Dreharbeiten Mai war und eiskalt. Hauptdarsteller Daniel Craig trug bloss einen schicken Smoking, spielte aber heroisch und ohne sich zu beklagen. Über allfällige Thermo-Unterwäsche ist nichts überliefert, wohl aber, dass er ob der Kälte ständig eine rote Nase bekam. Also warfen alle paar Minuten drei Helferinnen eine Art Zelt über ihn und bliesen mit Föhns so lange heisse Luft in dieses, bis Craig sagte: «All right» und weiter spielte. Ganz Profi, der Mann.
Überhaupt sei Craig ein sehr aufmerksamer, höflicher Mensch, sagt die Schauspielerin Alexandra Prusa. Wir sassen uns neulich am Geburtstagsessen unserer gemeinsamen Freundin Barbara gegenüber und Prusa unterhielt die Runde mit Anekdoten vom Bond-Dreh. Im fertigen Film ist sie leider nur noch zweimal kurz zu sehen, in einem atemberaubenden goldenen Abendkleid.
Ihre Rolle als Nummer 7 (sic!) der Verschwörergruppe «Quantum» im Dienste des Bösewichts Dominic Greene fiel der Schere zum Opfer, wegen der Explosionen. Prusa alias Nummer 7 wird ursprünglich mit viel Aufwand und Getöse in die Luft gejagt. Nun fand aber Bond-Produzentin Barbara Broccoli, im Vorgänger «Casino Royale» sei schon Bonds Freundin Vesper Lynd auf brachiale Art zu Tode gekommen, eine von nur zwei Frauen, in die Bond sich je verliebte, und das Trauma sei ihm im neuen Streifen noch immer deutlich anzumerken. Darum sei jetzt Schluss mit explodierenden Frauen.
Das wusste Alexandra Prusa aber noch nicht, als sie klaglos schlotternd im Trägerkleidchen im ebenfalls schlotternden Opern-Publikum sass. Was sie aber wusste, war, dass es ein Problem mit den Enten gab. Die nämlich nisten offenbar bevorzugt im Gestänge der Seebühne Bregenz und fühlten sich entsprechend von hergelaufenen Hollywood-Crews gestört. Immer wenn der Regisseur Marc Forster das Komando gab: Licht! Kamera! Action! begann das Federvieh lauthals zu schnattern.
Man stelle sich vor, im Zentrum Her Majesty’s bester Agent, mit rötlicher Nase zwar, aber zu allem entschlossen und aus dem Off die Bregenzer Enten: Quack quack quack quack quack.
So ging das natürlich nicht. Die Lösung: die Filmcrew holte zehn Froschmänner, deren einzige Aufgabe es war, jeweils auf das Kommando Licht! abzutauchen und sechs brütenden Enten mit den Händen den Schnabel zuzuhalten. Der Clou ist: es funktionierte!
Allerdings wird wohl keiner von Barbaras Geburtstagsgästen die Szene je wieder unbefangen schauen können. Und bevor die Tierschützer auf die Barikaden steigen: Enten plus Gelege überstanden Dreh und Schnabelhalten unbeschadet.