Welcher Schlaumeier hat eigentlich den Spruch in die Welt gesetzt, man brauche für eine Reise nichts, ausser Kreditkarte und Pass? Mit Verlaub, das ist blanker Unsinn. Oder hast Du Lust, die ersten Ferientage damit zu verbringen, passende Unterhosen zu finden? Geschweige denn eine ganze Garderobe. In deiner Grösse.
Abgesehen davon, dass neue Sachen zuerst gewaschen gehören. Das weiss jeder, der die Folge von Dr. House gesehen hat, in der zwei Teenager fast ums Leben kamen, weil sie ungewaschene Jeans trugen, die in einem Lieferwagen transportiert worden waren, der davor giftige Pflanzenschutzmittel geladen gehabt hatte.
Kommt dazu, das die Einkaufsmöglichkeiten am Ferienort eventuell beschränkt sind. Selbst in einer Grossstadt muss man zuerst herausfinden, wo welche Läden sind. Und wie man dahin kommt. Auch eine schöne Beschäftigung, statt entspannt am Strand zu liegen. Ich wollte mal auf der Insel Elba ein simples Kaputzenjäckchen, weil es abends zog. Mehrere Stunden und etliche Autokilometer in brütender Hitze später fand ich eines. In Hellblau und zu einem Preis, über den der Einkaufschef von H&M in schallendes Gelächter ausbrechen würde.
Es empfiehlt sich, vor der Reise alle Kleidungsstücke auf Unversehrtheit zu prüfen. Ist der Gürtel dabei? Die Sicherheitsnadel, weil der Ausschnitt immer aufklappt? Mein Kumpel Mister G. bemerkte an einem brasilianischen Strand, dass an seiner Kitesurf-Hose das Taillenbändeli fehlte. Er wollte nicht plötzlich mit bluttem Hintern da stehen und versuchte, Schuhbändel aufzutreiben. Er scheiterte. Was nicht verwundert an einem Ort, an dem die einheimische Bevölkerung mit einem Paar Flip Flops gut durchs Jahr kommt. Schnur gab es auch nicht. Das einzige was er fand, war ein Stück plastifizierte Wäscheleine. Nur scheuerte die ein grosses Loch in die Haut, die Wunde entzündete sich und Mister G. dokterte vier Wochen lang daran herum.
Gemein ist, wenn man zwar das Richtige einpackt, es im entscheidenden Moment aber nicht dabei hat.
Es zieht, und das Kaputzenjäckchen liegt im Hotel. Oder der Schirm. Das Ladekabel. Das Sackmesser. Die Kondome. Oder die warme Skiunterwäsche, die ich zwar nach Thailand geschleppt hatte, aber mir im schwül-warmen Chang Mai einfach nicht vorstellen konnte, dass es je kalt werden könnte. Auf der Trekking-Tour in den Bergen erfor ich jede Nacht. Nach einer Woche kamen wir in ein Dorf, wo in einem Bretterverschlag Reis feilgeboten wurde – und ein paar übel riechende Wolldecken. Zu einem Wucherpreis. Ich nahm zwei. Und überlebte. Zurück in der Schweiz kaufte ich einen Polarschlafsack – den ich bald verschenkte, weil ich darin immer so schwitzte.
Ich habe einem Kumpel, der locker ganze Wochenenden in München übersteht mit nichts als Pass, Kreditkarte, Geld und Zahnbürste in seiner Bauchtausche. Ich brauche ein bisschen mehr. Du auch?
Hier ein paar Tipps:
- Pack nur Kleider und Schuhe ein, die zu Hause den Praxistest bestanden haben. Das gilt vor allem für neue Sandalen, speziell solche mit Zehentrennern.
- Lass Lieblingsstücke, vor allem teure, zu Hause. Dein Gepäck könnte verloren gehen oder gestohlen werden.
- Nimm T-Shirts, Hosen oder Schuhe mit, die eigentlich reif sind für die Altkleidersammlung. Kommt das Zeug weg, macht es nichts. Im Gegenteil, dann hast du Platz für Neuerwerbungen. Obacht: Diese Regel gilt nicht für Open-Airs. Dort kann dein Fashion-Faktor gar nicht hoch genug sein.
- Die Handtasche, die du im Alltag benutzt, ist auch die richtige in den Ferien. Sofern sie sich mit einem Reissverschluss schliessen lässt. Du bist an sie gewöhnt und nimmst kleine Veränderungen eher wahr. Zum Beispiel, wenn sich jemand daran zu schaffen macht.
- Deine Handtasche kann gar nicht gross genug sein, vor allem nicht in der senkrechten Ausdehnung. In so einem Riesensack platzierst du Portemonnaie und Handy zuunterst. Wenn du schon kramen musst, um deinen Krempel zu finden, wie schwer hat es dann ein Taschendieb. Mach ihm das Leben schwer.
- Nimm ein Drittel weniger mit als geplant. Es reicht. Glaub mir.
Und das Wichtigste: Nach den Ferien immer gleich jene Sachen kaufen, die ganz nützlich gewesen wären, hätte man sie dabei gehabt. Mit etwas Glück bekommst du sogar Saison-Ende-Rabatt.
Song zum Thema:
Mr. G ist aber ein Nachbar mit einer grossen Lebenserfahrung 😜.