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Männer mit gefärbten Haaren

17. Juli 2017 von SistaR

«Jesses», sagt Frau L. aus Z. neulich, «was ist mit Sebi passiert? Der ist ja ganz grau geworden!» Ich, wie immer gut unterrichtet in solchen Dingen: «Er färbt die Haare nicht mehr. Sieht super aus, finde ich.» Und dann gings los: Sollen Männer ihre Haare färben dürfen? Die Meinungen war klar. Die einzige der vier Frauen, die es okay findet, ist Nina. Aus Gründen der Geschlechtergleichberechtigung, wie sie betont. Da hat sie natürlich absolut recht. Ich finds trotzdem affig. Weil man es sieht. Dieser typische Rotstich verät die Heimanwendung von «Natürliches Dunkelbraun» aus der Migros.

In professionelle Hände begeben sich die Herren der Schöpfung zwecks Farbauffrischung nur in Ausnahmefällen. Das weiss ich von Nadja, der MAD-Coiffeuse meines Vertrauens, die ich umgehend konsultierte. Wir vermuten falsche Scham. Oder Geiz. Zumal Männer meist kurze Haare haben und somit alle zwei Wochen zum Nachfärben müssten. Das geht ins Geld. Plausibel wäre also pure Selbstüberschätzung: das bisschen Flaum wird man ja wohl noch selber farbig bekommen.

Sparsamkeit am falschen Ort kann fatale Folgen haben – und enden wie bei jenem älteren Herrn, den ich öfters im Kreis vier sah: lmmer in Anzug und Kravatte, beides schon leicht schäbig, aber immerhin. Auf dem Kopf trug er Halbglatze und ein sattes Schwarz, deutlich erkennbar als starke Färbung. Einmal sass ich schräg hinter ihm im Achter-Tram und diesmal sah sein Kopf noch surrealer aus als sonst. Ich starrte ihn an. In stummer Eintracht mit den restlichen Passagieren. Es sah nämlich aus, als habe der Herr sich Haarkranz inklusive Koteletten und Schnauz mit Schuhwichse aufgemalt. Und zwar in der Idealform, die ihm vorschwebte, ganz unabhängig davon, ob dort effektiv Haare wuchsen oder nicht.

Vielleicht wars gar keine Schuhwichse, sondern Haarfarbe und keiner hatte ihm gesagt, dass man sie auswaschen muss. Oder er wollte sich die Einwirkzeit vertreiben. Oder er hat das Ausspülhen vergessen. Ich hab ich ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen. Entweder ist er gestorben, weggezogen oder färbt nicht mehr und ich erkenne ihn darum nicht wieder.

Grundsätzlich finde ich, man darf eigentlich alles. Sogar doof aussehen. Aber man muss nicht. Wenn ein Mann, speziell ein jüngerer, ganz offensichtlich die Haare färbt, in sagen wir Platinblond mit schwarzen Streifen oder einem adretten Grün, finde ich das absolut in Ordnung, sprich sogar cool.

Es sind diese Braunschattierungen, die Natur vorgaukeln wollen, die mich irritierien. Es ist ein bisschen so, als würde man mich anlügen. Alt, ich? Nei, neinein. Schau, ich hab nicht mal graue Haare. Das weibliche Equivalent da zu sind aufgespritze Lippen. Geld ausgeben, damit nachher die Leute über einen Tuscheln? Ich finde auch Nagellack an Männern nicht schön. Ausser schwarzen an Gruftis und an Dave Gahan von Depeche Mode. Aber der darf eh alles, diese obercoole Socke.

Mir ist in letzter Zeit der eine oder andere Mann aufgefallen, der Klarlack trug. Ein neuer Trend? Bitte nicht.

Natürlich lackiere ich mir auch die Nägel. Und färbe die Augenbrauen. Weil dort das eine oder andere Grau spriesst. Im Gegensatz zu meinem Haupthaar. Das färbte ich jahrelang blauschwarz, aber sorry, wer in den 80er-Jahren etwas auf sich hielt, kam nicht darum herum. Es gab eh nur Schwarz, Schwedenblond oder die Henna-Fraktion. Aber ich darf das, ich bin ein Mädchen.

Selber Leiche im Keller

Mit Beginn der 2000-er Jahre wechselte ich zu einem satten Braun, weil schwarz hart macht ab einem gewissen Alter. Viele langweilige Coiffeursitzungen und unendlich viel Geld später fiel mir endlich auf, dass besagtes Braun ohnehin von Natur aus auf meinem Kopf wächst. Ich hatte es ob der jahrelangen Färberei irgendwie vergessen. Allerdings habe ich kein einheitliches Braun, sondern eins in allen Schattierungen. Vorne und unten im Nacken deutlich heller. Coup Miststock, sozusagen.

Haben das Männer auch und schaffen darum  Abhilfe mit einem Mittel aus der immer grösseren werdenen Palette für Männerpflegeprodukte? Die Kosmetik-Mafia, deren williges Opfer ich immer wieder gern bin, hat natürlich längst die Zeichen der Zeit erkannt und bietet eine breite Palette an Färbemittel speziell für das Männerhaar. Sie nennen es Coloration, was gleich viel besser tönt. Aber nicht zwingend besser aussieht. Schwarzkopf betreibt sogar eine eigene Webseite mit Tipps für Männer, die ihre Haare färben.

Dass man es eigentlich immer sofort sieht, liegt laut meiner Schwägerin J. am Rotstich. Den hat nur Frauenhaar. Männerhaar hat von Natur aus einen Grünstich. Meine Schwägerin ist vom Fach. Sie ist Maskenbildnerin in einer nationalen Kulturinstitution. Und sie zwingt ihre Mitarbeiter, Perücken für die männlichen Darsteller in einem Grünton zu färben. Alle halten sie zunächst für irr, aber sie ist die Chefin und drum wird gemacht, was sie sagt und vom Resultat sind dann alle baff. Ob die Männerlinie von Schwarzkopf auch einen Grünstich hat, kann ich leider nicht sagen, die Firma hat meine diesbezüglichen Mails nicht beantwortet. Falls noch eine Antwort kommt, teile ich das hier natürlich sofort mit. Derweil müssen wir mit Männern mit Rotstich leben.

Falscher Verdacht

Dabei ist Frauen – und Männern – seit Adam und Eva klar, dass Männer früher oder später gar keine Haare mehr haben oder wenn, dann graue.  Stört glaubs keine wirklich, oder? Und grau sieht doch auch gut aus. Ich finde George Clooney heute viel attraktiver als in jungen Jahren. Nöldi Schwarzenegger mit seinem fuchsroten Schopf dagegen wirkt tantig. Sagen übrigens auch die Damen aus meinem Pilates-Kurs. Die diskutieren neulich das Thema – ohne mein Zutun, ich schwöre! – und waren sich einig: Färben bei Männern ist doof.

Es gibt da allerdings den wahren Fall von Thomas W. aus Z. (Z wie Zumikon, nicht Zürich). Der ist 65 und sein Haar braun. Ohne chemisches Zutun. Bloss: Das glaubt ihm keiner. Der arme Thomas konsultierte seinen Coiffeur um die Frage zu klären, wie er beweisen könne, dass Natur pur sein Haupt ziert. Der Coifeur meinte, ausser dem Hinweis, dass bei ihm besagter Rot- bzw. Gelbstich fehle, habe er eigentlich keine Chance. Was muss der Mann tun? Graue Strähnchen reinbleichen? Wenn, dann aber bitte beim Profi. So wie der Rennfahrer Michael Schumacher. Dessen gefärbtes Dunkelblond war absolut plausibel.

Aha, das wars also…

Auch das pechschwarze Haar von Sebi sah – wenn auch nicht zweifelsfrei glaubwürdig – so zumindest gut aus. Frau L. aus Z., wie immer gut unterrichtet in solchen Dingen, weiss auch warum: er liess färben. Seine Frau ist Coiffeuse und versteht ihr Metier. Was Frau L. nicht wusste, ich aber schon: Die Frau von Sebi ist seit einer Weile seine Ex-Frau. Und das ist wohl der wahre Grund, warum Sebi so plötzlich ergraute. Steht ihm eh besser.

Links zum Thema:

http://www.sueddeutsche.de/leben/maenner-mit-gefaerbten-haaren-flasche-ueber-mein-haupt-1.1309472

http://www.schwarzkopf.de/de/haarfarbe/haarfarben-fuer-maenner/maennerhaar_faerben.html

Song zum Thema:

Veröffentlicht in: Männer, Startseite Stichworte: gefärbte Haare, Häse, Nadja, Nina, Schuhwichse
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